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35 Spieler, drei Trainer, zwei Teams

Von Daniel Buse

NORDHORN Eintracht Nordhorn stellt seine Fußball- Seniorenmannschaften für die kommende Saison neu auf: Eine Gruppe von rund 35 Spielern, die ab dem Sommer gemeinsam trainieren, bildet dann das Fundament für die Bezirksliga-Mannschaft und gleichzeitig für ein U 23-Team, das an die Stelle der aktuellen „Zweiten“ in der 1. Kreisklasse rückt. Die alte zweite Mannschaft fusioniert dann mit der dritten Mannschaft und tritt in der 2. Kreisklasse an. Um die vielen neuen Aufgaben meistern zu können, verstärkt Orhan Boga aus Gronau das Trainerteam, das bisher aus Chefcoach Ralf Cordes und Eugen Siebert besteht.

„Ich bastel gerne an neuen Sachen und habe schon in meiner Zeit in Lohne darüber nachgedacht“, sagt Cordes. Den aktuellen Landesligisten führt er auch an, um zu erklären, warum er die Veränderungen bei den Nordhornern nun umsetzt: „Lohne hat mehr als 30 Jugendmannschaften, aber die Chancen, am Ende aus der A-Jugend den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen, sind gering“, sagt er. „Wo bleiben die Jungs, die es nicht schaffen, dann?“, fragt er und sah darin den Ansatz: Ralf Cordes will die Akteure, die für einen Einsatz in der ersten Mannschaft nicht in Frage kommen, in einem anspruchsvollen Training mit den Besseren fordern und fördern und ihnen an den Wochenenden trotzdem regelmäßig Spielpraxis verschaffen. „Sonst war es immer so, dass die Jungs in die Zweite abgegeben wurden, in eine fremde Mannschaft kommen, dort auf ungewohnten Positionen spielen müssen“, sagt er.

Damit soll nun bei Eintracht Schluss sein: Cordes, Siebert und Boga wollen die große Trainingsgruppe unter der Woche beobachten und im Anschluss die Kader für die Partien am Wochenende einteilen. „So können wir auch der Problematik des Festspielens entgehen“, nennt Cordes einen der „vielen Vorteile für die Jungs“. Ein anderer: „Jeder der 35 hat Woche für Woche die Möglichkeit, in der Bezirksliga- Mannschaft zu spielen.“ In den beiden ersten Eintracht- Mannschaften soll ab dem Sommer dasselbe taktische System gespielt werden, sodass es für die Spieler keine Eingewöhnungsschwierigkeiten gibt, wenn sie die Teams wechseln.

Die Entwicklung der jungen Spieler durch regelmäßige Einsatzzeiten und gemeinsames Training ist ein Grund für diesen ungewöhnlichen Schritt – der andere ist Eintracht- spezifisch. „Wir werden in der nächsten zwei, drei Jahren nur wenige Talente aus der eigenen Jugend dazubekommen, die auf Bezirksliga- Niveau spielen können. Außerdem kommen in der Ersten viele Jungs in das Alter, in der irgendwann das Familienleben dazu kommt“, berichtet Cordes. Die Lösung, um einen schleichenden Niedergang in den nächsten Jahren zu verhindern, muss seiner Ansicht nach aus dem eigenen Verein kommen. Deshalb soll der große Pool an Spielern genutzt werden und zur „Stabilisierung der Ersten“ betragen, wie Cordes es nennt.

Während er weiter für die Bezirksliga-Mannschaft zuständig ist, wechseln sich Siebert und Boga bei den Spielen ab: Der eine unterstützt am Wochenende Cordes bei der „Ersten“, der andere ist für die „Zweite“ zuständig. Mit Orhan Boga kehrt ein bekanntes Gesicht nach 18 Jahren an den Heideweg zurück: Der Gronauer spielte – zusammen mit Siebert – in der A-Jugend des damaligen Oberligisten, bevor er wieder in seine Heimatstadt wechselte. In den vergangenen fünf Jahren trainierte er den Kreisligisten Fortuna Gronau. „Wir wollten jemanden haben, der sich im Verein auskennt und der schon länger im Seniorenbereich trainiert hat“, sagt Cordes und ergänzt: „Orhan ist einer, der zu uns passt. Wir freuen uns extrem.“ Der 36-Jährige wollte eigentlich im Sommer als Trainer Schluss machen, doch Ralf Cordes überzeugte ihn mit seinem Konzept. „Das hörte sich gut an“, meint Boga, der mit dem Eintracht-Coach ohnehin regelmäßig Informationen austauschte und wegen Freundschaftsspielen in Kontakt stand. Ein weiterer Grund für ihn, zuzusagen, war der Verein: „Jeder hier in der Region kennt Eintracht Nordhorn“, sagt Boga, der zunächst für eine Saison zugesagt hat. Er sieht gute Möglichkeiten, am Heideweg gemeinsam mit seinen Trainer- Kollegen etwas zu bewegen.

Dass die ungewöhnliche Idee der Eintracht-Verantwortlichen, mit 35 Spielern gemeinsam zu trainieren, im Grafschafter Fußball vielleicht nicht überall positiv aufgenommen wird, ist Cordes klar: „Einige werden darüber lachen, finden es bekloppt oder befremdlich“, vermutet er, doch abbringen lassen von seinem Plan will er sich nicht. Boga stimmt ihm zu: „Von den Leuten, mit denen ich in meinem Umfeld gesprochen habe, kamen keine negativen Stimmen.“

Zurück nach 18 Jahren: Orhan Boga kommt als dritter Coach von Fortuna Gronau Ideengeber Ralf Cordes rechnet auch mit kritischen Reaktionen

18 Jahre nach seiner Zeit als Jugendspieler kehrt Orhan Boga zum SV Eintracht zurück.

Foto: Hoof

Immer im Austausch: Chefcoach Ralf Cordes wird beim Bezirksligisten von Eugen Siebert unterstützt. Im Sommer verändert der SV Eintracht seine Konzeption. Foto: Wohlrab

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